Uhren gibt es nicht mehr – Gespräche mit meiner Mutter in ihrem 102. Lebensjahr
André Heller
( Biografien & Erinnerungen an Österreich ) Worauf kommt es an im Leben? 102 Jahre alt ist Elisabeth Heller, und langsam, so sagt sie in den Gesprächen, die sie mit ihrem Sohn André in den vergangenen Monaten geführt hat, geht es ans Verabschieden. "Innerlich sieht man sich noch jung und freut sich auf den nächsten Tag", sagt die alte Dame, die geboren wurde, als der Erste Weltkrieg gerade ausgebrochen war, und die mit gerade 19 den doppelt so alten, aber einige Zentmeter kleineren Süßwarenfabrikanten Stephan Heller heiratete. Einen konvertierten Juden. Ein anderes Mal wünscht sie sich, "dass das Körperwerkl in Gottesnamen auslaufen soll" und erzählt dann munter über einen Selbstmordversuch aus Liebe und über Lehár am Klavier in Bad Ischl. Ein kleines Buch von großer Weisheit, würdevoll, poetisch, komisch. Und gleichzeitig das Dokument einer späten Liebe und großer Offenheit zwischen Mutter und Sohn. Ein herrlich kurzweiliges, ein "leichtes Stück Literatur" und doch voller Ehrlichkeit und natürlicher Weisheit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2017